1. Die Griffe
Der Beginn dieses umfassenden Produkttests ist den Griffen des Kinderwagens gewidmet.
Der Griff ist wohl eines der unterschätztesten "Features" eines Kinderwagens. Zu Unrecht! Erstens ist er die wichtigste Schnittstelle zwischen dem elterlichen Antrieb und dem Fahrvergnügen (und der Fahrsicherheit!) des Nachwuchses. An Ergonomie und Haptik sind daher große Ansprüche zu setzen. Zweitens wechseln die elterlichen Hände im Kinderwagenleben hunderte Male zwischen den Griffen und dem Baby hin und her. Chemische Absonderungen oder fragwürdiger Abrieb sind daher gerade bei den Griffen ein absolutes No-Go. Und letztlich sind die Griffe diversen Belastungen durch Wind & Wetter, Schmutz & Schweiß sowie mechanischen Beanspruchungen (durch oftmaliges festes Zupacken) ausgesetzt. Auch diesen Anforderungen müssen sie ein Kinderwagenleben lang gerecht werden.Bild 1: Die Korkgriffe des "Naturkind Varius". |
Den ersten (optischen und haptischen) Test bestehen die Griffe des "Naturkind Varius" ohne Tadel.
Sie sind ausreichend breit und mit angenehmen Durchmesser gestaltet. Die Griffe bestehen auf beiden Seiten aus zwei Kork-Halbschalen, die - ohne nennenswerten Spalt zwischen oben und unten - zu ergonomischen Griffen geformt sind. Chemie-SkeptikerInnen wird es beruhigen, dass "Naturkind" laut Homepage ausschließlich Kork verarbeitet, der frei von Schwermetallen ist (siehe Link). Wie sich dieser Öko-Kork im Praxis-Test hinsichtlich Dauerfestigkeit bewähren wird, werden die nächsten Monate zeigen. Das "Naturkind"-Logo im rechten Korkgriff sieht jedenfalls recht stylish aus und gibt ein Plus in der Design-Wertung.Wir geben Euch Bescheid, ob so ein "Naturgriff" auch im harten Kinderwagenalltag bestehen wird.
2. Die Reifen
Wir sind überzeugt, dass die (moderaten) Zusatzkosten einer "Luftbereifung" ein gut investiertes Geld sind.
Luftreifen bieten nämlich sowohl eine breitere Lauffläche, als auch eine zusätzliche Federung. In Betracht muss allerdings gezogen werden, dass die Luftreifen um einiges größer sind als die Standardreifen.Die Luftreifen unseres "Naturkind Varius" stammen von der tschechischen Firma "Rubena" (siehe externer Link). Die Hinterreifen mit fünf Speichen haben die Dimension 12.50" x 1.75" x 2.25" (somit einen Durchmesser von knapp 30 cm), die Vorderreifen die Dimension 10.00" x 1.75" x 2.00" (Durchmesser etwa 25 cm). Sowohl Vorder- als auch Hinterreifen lassen sich mit einem einfachen Handgriff abnehmen.
Die Hinterreifen sind als starre Achse ausgeführt.
Bei den Hinterreifen befindet sich die Entriegelung zum Abnehmen der Reifen in der Reifennabe (siehe Bild 2). Die Innenseite des Reifens offenbart das Zahnrad für die Feststellbremse (vgl. Bild 3).![]() |
Bild 2: Die Hinterreifen des "Naturkind Varius". Der Pfeil markiert die Entriegelung. |
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Bild 3: Innenseite des Hinterreifens. Das Zahnrad in Achsennähe ist Teil der Feststellbremse. |
Die Vorderreifen sind beim "Naturkind Varius" um die vertikale Achse drehbar gelagert.
Die Vorderreifen sind in Bild 4 dargestellt. Diese Drehbarkeit der Vorderreifen unterscheidet den "Varius" von seinem Brüdern "Terra" und "Terra plus" und macht ihn gerade im Stadtverkehr um einiges wendiger und flexibler.![]() |
Bild 4: Die Vorderreifen des "Naturkind Varius" sind um die vertikale Achse drehbar gelagert. |
Beide Vorderreifen lassen sich nach Drücken eines Flachknopfs (jeweils außen an den Wagenseiten) abnehmen (vgl. Bild 5).
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Bild 5: Entriegelung der Vorderreifen. |
Die Drehbarkeit der Vorderreifen um die vertikale Achse kann mit einem schnellen Handgriff blockiert werden.
Zwei Kipphebel an der Vorderseite ermöglichen die Arretierung der Vorderreifen parallel zu den Hinterreifen. Ist der Hebel in der oberen Position (siehe Bild 6) ist das zugehörige Rad frei drehbar gelagert. Klappt man den Hebel - unabhängig von der aktuellen Radposition - nach unten, wird das Rad in Längsrichtung arretiert (siehe Bild 7). Diese Einstellung hilft vor allem bei schlechten Wegverhältnissen oder langen Geradeausfahrten.![]() |
Bild 6: Kipphebel in Position "oben": Vorderreifen frei drehbar gelagert. |
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Bild 7: Kipphebel in Position "unten": Vorderreifen in Längsrichtung arretiert. |
Noch eine kurze Bemerkung zum Thema Luftdruck in den Luftreifen.
Vom typischen Fahrradreifen-Druck ist man beim Kinderwagen weit entfernt. Erstens ist die Belastung auf die (vier!) Reifen deutlich geringer, und zweitens soll der Reifen als aktives Federungselement dienen. Der Hersteller empfiehlt daher einen Reifenfülldruck von nur 0.40 bis maximal 0.70 bar. Ein maschinelles Aufpumpen mittels Kompressor sollte keinesfalls erfolgen.3. Die Wartung
Wie jedes Gefährt erfordert auch der "Naturkind Varius" eine regelmäßige Wartung.
Im Falle des "Naturkind Varius" sollte diese Inspektion und Wartung ein Mal pro Monat erfolgen. Der Hersteller empfiehlt, die Schrauben nachzuziehen, die Achsen zu säubern und zu fetten und Bremse und Federung zu ölen. Auch der Luftdruck soll - gemäß Herstellervorgabe - vor jeder Ausfahrt (!) geprüft werden. Persönlich denke ich, dass eine kurze Kontrolle der Reifen mit der Hand allemal ausreicht, und dass nicht regelmäßig zur Pumpe gegriffen werden muss.Die Wartung der Bremse.
Das regelmäßige Ölen der Bremse empfehle ich ausdrücklich. Nach einiger Zeit fiel uns nämlich auf, dass auf einer Seite die Bremse nicht verlässlich greift, das heißt, dass der Bremsbolzen nicht immer in den Zahnkranz des Hinterrads gleitet und dieses arretiert. Die Folge eines einseitigen "Bremsausfalls" ist, dass sich der Kinderwagen um das zweite, gebremste Rad, drehen kann. Ein paar Tropfen Öl auf den Bremsbolzen, die Bremsfeder und den "Bremsschlitten", der den Bremsbolzen führt, beseitigten dieses kleine Problem sofort wieder. Auch das "Bremspedal" benötigt hin und wieder etwas Öl.Ein temporärer einseitiger "Bremsausfall" ist zwar unangenehm, klingt aber im "Normalbetrieb" weit dramatischer als er ist: Grundsätzlich darf nämlich ein Kinderwagen - besonders dann, wenn er ein Baby "beherbergt" - ohnehin NIEMALS so abgestellt werden, dass er sich ohne Wirkung der Bremse in Bewegung setzen würde!
Glückwunsch zum Nachwuchs und vielen Dank für den Blog.
AntwortenLöschenKonntet ihr schon neue Erfahrung bzgl. Handhabung in der Stadt und auf dem Land (Wald, etc.) machen? Wie macht er sich auf unebenen Feldwegen?
Wo habt ihr ihn gekauft und wie lange habt ihr warten müssen und in welcher Ausführung (Zubehör).
Beste Grüße
Sven
Beste Grüße
Sven
Hallo Sven!
LöschenWir haben den Kinderwagen erst seit gestern im echten "Härtetest". Federung und Reifen machen sich in der Stadt und im Park auch bei schwerem, tieferem Schnee gut. Feldwege und einfache Waldwege kann ich mir auch gut vorstellen, haben wir aber noch nicht ausprobiert.
Ich würde jedenfalls unbedingt die Luftreifen nehmen, wirkt alles sehr stabil. Wir haben den Wagen direkt beim Hersteller in Gallneukirchen gekauft. Die Bestellung hat etwa acht Wochen gedauert.
Wir wünschen Euch auch alles Gute!
Schöne Grüße,
Lorenz